Ozon: Weitere Anstrengungen zur Reduktion der Luftbelastung sind nötig
Bern, 27. Juli 2011 - Bei heissem Sommerwetter steigen die Ozon-Werte und überschreiten die zum Schutz von Mensch und Vegetation festgelegten Grenzwerte. Eine konsequente Fortführung der Luftreinhalte-Politik ist deshalb nötig, wie ein neuer Bericht der Eidgenössischen Kommission für Lufthygiene zeigt.
Die Ozonwerte sind zu Beginn des Sommers in weiten Teilen der Schweiz wiederum stark angestiegen. Sie überschritten den 1-Stunden-Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter zum Teil deutlich. An den Stationen des Nationalen Beobachtungsnetzes NABEL wurde der Grenzwert in der Zeit von Anfang Jahr bis Ende Juni 2011 zwischen 170 und 190 Stunden (Alpennordseite – Zürich, Basel) und 320 bis 340 Stunden (Alpensüdseite – Lugano, Magadino) überschritten, mit Spitzenbelastungen bis zu 280 Mikrogramm pro Kubikmeter (Lugano). Da sich Ozon aus Stickoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) bei Schönwetterlagen mit sommerlichen Temperaturen bildet, sind im Laufe des Jahres noch weitere Überschreitungen zu erwarten.
Dank technischen Massnahmen beim motorisierten Verkehr, in der Industrie und beim Gewerbe sowie dank der Lenkungsabgabe auf VOC sind die Emissionen der Ozon-Vorläufersubstanzen Stickoxide und VOC zwischen 1990 und 2010 stark zurückgegangen – um rund 55 resp. gut 65 Prozent. Wegen den komplexen Ozonbildungs- und Abbauprozessen reduzierten sich die Ozonkonzentrationen jedoch nicht proportional zu den Emissionen der Vorläufersubstanzen. So hat sich die Anzahl der Grenzwertüberschreitungen kaum verändert, doch sind immerhin die Ozon-Spitzenwerte an verschiedenen Messstationen der Schweiz leicht zurückgegangen.
Dies zeigt der soeben erschienene Bericht der Eidgenössischen Kommission für Lufthygiene EKL «Sommersmog in der Schweiz». Darin werden die Wirkungen von Ozon dargestellt, Trends der Ozonbelastung in den vergangenen Jahren analysiert, die Strategie zur Senkung der Belastung zusammengefasst und weitere Massnahmen aufgezeigt, die zu einer Reduktion des Ausstosses von Vorläuferschadstoffen notwendig sind.
Jeder und jede kann mithelfen
Quintessenz des Berichts: Die Luftreinhalte-Politik der Schweiz muss konsequent weitergeführt werden. Die Emissionen der Ozon-Vorläufersubstanzen – Stickoxide und flüchtige organische Verbindungen – müssen in der Schweiz gegenüber heute um weitere 40–50% resp. 20–30% reduziert werden. Die Häufigkeit der Grenzwertüberschreitungen zeigt, dass weitere dauerhaft wirksame Massnahmen nötig sind. Dies bedeutet, dass in allen Bereichen die besten verfügbaren Technologien zur Minderung der Emissionen eingesetzt werden. Dies betrifft bei den Stickoxiden sowohl den Bereich Verkehr (z.B. strengere Abgasvorschriften im Gleichschritt mit der EU) als auch Industrie und Gewerbe (z.B. strengere Vorschriften bei den grossen Feuerungen und neu bei stationären Motoren). Bezüglich der flüchtigen organischen Verbindungen liegt der Schwerpunkt der Massnahmen bei den Lösemitteln (diskutiert wird eine Heraufsetzung der Anforderungen für die Befreiung von der Lenkungsabgabe auf VOC), beim konsequenten Vollzug bei den Tankstellen und bei strengeren Abgasvorschriften für Motorräder, namentlich für 2-Takter. Allein mit Massnahmen der Emissionsbegrenzung und der VOC-Lenkungsabgabe lassen sich indessen die Emissionen nicht im nötigen Mass herabsetzen. Es sind zusätzlich Massnahmen in anderen Politikbereichen erforderlich (im Vordergrund stehen Energie- und Klimapolitik sowie Infrastruktur- bzw. Raumpolitik).
Beim Ozon ist die Immissionslage in der Schweiz in wesentlicher Weise durch die Entwicklung der Luftreinhalte-Anstrengungen von Nachbarländern bestimmt. Deshalb ist es wichtig, das Potenzial grenzüberschreitender Massnahmen zu nutzen und die Massnahmen international aufeinander abzustimmen. Im Rahmen der Genfer UNECE-Konvention (Europa, USA und Kanada) über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung und auf der Grundlage einer EU-Direktive zur Emissionsbegrenzung wurden bereits erste wichtige Schritte zur grossräumigen Senkung der Vorläuferschadstoffe unternommen. Ein Ziel der zurzeit laufenden Verhandlungen ist es, die bestehenden Verpflichtungen der Staaten zu verstärken und neue verbindliche Fracht-Obergrenzen für 2020 festzulegen.
Aufgerufen ist auch jeder Einwohner und jede Einwohnerin: Die Entstehung von Ozon – und auch weiterer Schadstoffe wie Feinstaub, NO2 und VOC – lässt sich verringern, indem die motorisierte Mobilität vermehrt reduziert und speziell auf kurze Autofahrten verzichtet bzw. für längere Wege der öffentliche Verkehr benutzt wird. Zudem sollten lösungsmittelfreie oder -arme Produkte eingesetzt oder im Hobby- und Gartenbereich weniger 2-Takt-Benzinmotoren verwendet werden. Damit kann die Luftqualität dauerhaft verbessert werden.